Die Hohe Schule des Segelns: Besser Manövrieren unter erschwerten Bedingungen

Die Hohe Schule des Segelns: Besser Manövrieren unter erschwerten Bedingungen Manche Häfen sind so vollgestopft mit Boxen und Booten, dass man nur mehr schwer unter Segel einlaufen kann. Also die Segel draussen an der Takelboje bergen und in den Hafen paddeln. 

Das muss zwar nicht immer sein: Wenn der Wind nicht allzu schlecht steht, geht’s ja zur Not und mit etwas Übung auch mit dem Vorsegel allein. Man sieht dann allerdings oft, wie die zwei, drei Crews im Cockpit stehend, Paddel für den Notfall griffbereit, versuchen, mit dem Fock als Antrieb Slalom zu fahren bis ihnen dann diese blöde Leegierigkeit als Folge der vor dem Mast verbliebenen Segelfläche einen Strich durch die Rechnung macht. 

Dabei gibt’s einen ganz einfachen Trick, dessen Technik man aus dem Anfängerkurs eigentlich noch wissen müsste. Das Losungswort heisst “Lateralschwerpunkt”, bzw. die Aktion “Verschiebung desselben”. Und das Manöver-Rezept (für drei Personen auf Jolle oder kleiner Jacht): Man lasse die schwergewichtigste des Trios (barfuss, wenns Sicherheit und Temperatur erlauben) mit Vorleine und Paddel sich ganz nach vorn aufs Vorschiff setzen; die Füsse baumeln links und rechts vom Steven ins Wasser. 

Die zweitgewichtigste Person an Bord stelle sich neben oder vor den Mast und nehme das Fock-Schothorn an die mehr oder weniger kurze Schotleine (aber zuvor Achterendknoten raus!) und trimme so optimal als möglich. 

Und die leichteste Person steuert das Boot – und diese wird an der Pinne sehr rasch feststellen können, dass die hinderliche Leegierigkeit erheblich reduziert oder fast ganz unterdrückt worden ist und sich das Boot sogar erstaunlich hoch am Wind kontrolliert segeln lässt. (Weil eben das Vorschiff tüchtig ins Wasser gedrückt wird und Halt bekommt). Zudem hat die bequem auf dem vordersten Bugteil sitzende Crew dergestalt die beste Position (und notabene auch die beste Sicht), um das Boot rechtzeitig von einem Pfosten oder vom Propeller eines heraufgezogenen Aussenborders oder von sonst einem Hindernis wegzudrücken. 

Person Nummer 2 macht das Boot, die Fock direkt aus der Hand führend, optimal manövrierfähig: Mal den Lumpen kurz dicht nehmen, mal weit raushalten oder kurz back setzen, je nach Bedarf (und “Gschpür”, bzw. Vorausschau). Ein Manöver, das Spass macht, weil der Erfolg gleich von Anbe ginn spürbar wird. Man kann es ja zuerst im Vorhafen unter mässig erschwerten Bedingungen üben. Und es schult die Teamarbeit einer Crew ausserordentlich. 

Silvio Kippe, Segelinstruktor VSSS (Seekiste, 2, 2001)